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Ist Homöopathie vegan?

Wer vegan lebt, verzichtet auf alles Tierische. Auch Tierversuche werden abgelehnt, was vor allem bei der Arzneimittelauswahl ein Problem ist. Denn viele Stoffe werden im Tierversuch auf Verträglichkeit untersucht. Eine Alternative bietet deshalb die Homöopathie. Doch ist Homöopathie eigentlich immer vegan? Und werden wirklich bei jedem schulmedizinischen Medikament tatsächlich Tierversuche durchgeführt? Alle Infos im Folgenden Artikel.

Was bedeutet Homöopathie?

Homöopathie ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann zurückgeht. Die Therapie basiert auf der Annahme, dass „Ähnliches mit Ähnlichem“ geheilt werden kann (lateinisch: similia similibus curentur). Dass also ein Symptom exakt durch den Stoff behandelt wird, der das vorhandenen Symptom eigentlich auslöst. Das klingt erstmal kurios. Doch die Stoffe werden in der Homöopathie nicht in normalen Dosierungen eingesetzt, sondern stark verdünnt – oder wie es in der Homöopathie heißt: potenziert. So verlieren die Stoffe ihre schädigende Wirkung und erhalten im Gegenzug ihre homöopathische Wirkung.

Samuel Hahnemann (1831), der Erfinder der Homöopathie

Sanfte Therapie oder nur Placebo?

Die in der Homöopathie angenommene Steigerung erwünschter Wirkungen durch die Potenzierung widerspricht zugegebenermaßen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Lehre der Homöopathie wird demzufolge auch zu den Pseudowissenschaften gezählt. Dennoch verspüren viele Menschen bei der Therapie mit Homöopathika eine Verbesserung der Beschwerden. Vermutlich hat der Placeboeffekt einen großen Einfluss oder das meist intensivere Patientengespräch bei homöopathischen Therapien. Aus meiner Sicht gilt hier der Grundsatz: Wer heilt, hat Recht. Und das spielt bei Homöopathie offenbar eine ganz besondere Rolle, unabhängig vom nachweisbaren pharmakologischen Effekt. (Und das aus der Feder eines Apothekers…)

Sind Homöopathika immer vegan?

Jetzt aber zurück zur Frage, ob homöopathische Medikamente vegan sind oder nicht. Die Mittel gelten als besonders gut verträglich und sind bei vielen vegan lebenden Menschen beliebt. Allerdings sind tatsächlich hunderte homöopathische Stoffe tierischen Ursprunges. Sie sind also alles, nur nicht vegan. Ein bekanntes Beispiel ist Apis, ein Stoff, der bei Allergien eingesetzt wird. Apis wird hergestellt, indem Bienen mit Alkohol versetzt werden und dann durch Verreibung zur Urtinktur werden.

Außerdem gibt es eine Vielzahl von Stoffen, die aus Organen von Schweinen oder Rindern gewonnen werden und damit ebenfalls nicht vegan sind. Insgesamt werden mehr als 750 verschiedene Stoffe tierischen Ursprunges in homöopathischen Mitteln verwendet.

Und noch etwas: Homöopathika in Tablettenform enthalten meist Laktose als Trägerstoff und sind ebenfalls nicht vegan. Trägerstoffe für Globuli (Sachharose) oder Tinkturen (Alkohol) hingegen sind frei von Tierprodukten. 

Homöopathische Mittel sind meist als Globuli, Tabletten oder Tinkturen verfügbar

Reizthema Tierversuche 

Das Gute bei homöopatischen Mitteln: Sie sind frei von Tierversuchen. Das unterscheidet sie von schulmedizinischen Mitteln, die häufig an Tieren getestet wurden. Und das macht die Homöopathie für vegan lebende Patienten auch so interessant. Allerdings möchte ich hier gerne einmal erläutern, welche Mittel der Schulmedizin wirklich an Tieren getestet werden und welche nicht. 

Tierversuche nur bei Originalpräparaten

Jedes neu entwickelte Medikament (sogenannte „Originale“) muss zunächst an Tieren und später an Menschen getestet werden. Das verlangt das Arzneimittelgesetz. Dieser langwierige Studienprozess ist nicht zuletzt Folge des Contergan-Skandals, zu dessen Zeiten Medikamente noch nicht ausgiebig getestet wurden, bevor sie in Verkehr gebracht wurden. Allerdings betrifft das nur die Präparate, die erstmals zugelassen werden, eben nur die „Original“-Präparate. 

Nachahmer-Präparate ohne Tierversuche

Läuft dann nach einigen Jahren das Patent ab, dürfen auch andere Hersteller den Wirkstoff verkaufen. Jedoch müssen sie dafür keine eigenen Tier- bzw. Menschenversuche vornehmen. Die sogenannten Generika (oder auch Nachahmer-Präparate) werden anhand von Bioäquivalenzstudien zugelassen. Hier entfällt der Tierversuch und das ist für vegane Patienten eine gute Nachricht. 

Und auch wenn sich eine Bioäquivalenzstudie für ein Generikum formal auf Daten aus den Tierversuchen des Originalherstellers bezieht, wurde für die Zulassung der Generika kein separater Tierversuch durchgeführt. Tiere kamen hier nicht direkt zu Schaden. Das vielleicht einmal zur Differenzierung und als Entscheidungshilfe bei der Auswahl von schulmedizinischen Medikamenten. 

Impfungen sind nicht vegan

Ein anderes Thema sind Impfungen. Ich will hier nicht auf die Sinnhaftigkeit von Impfungen eingehen (von der ich überzeugt bin). Ich will lediglich erläutern, was vegane Patienten bei Impfungen zu beachten haben. Denn: Impfstoffe sind grundsätzlich nicht vegan. Impfviren werden in tierischen Zellen oder in bebrüteten Hühnereiern vermehrt. Für Veganer ergibt sich beim Impfen also ein Dilemma: Wer seine und die Gesundheit Anderer schützen will, muss es in Kauf nehmen, dass Tiere leiden. Veganes Impfen gibt’s nicht. Aktuell laufen jedoch Forschungsversuche zur Herstellung von Impfstoffen aus sogenannten transgenen Pflanzen. 

Impfstoffe werden in Hühnereiern vermehrt

Insulin aus Schweine-Pankreas?

Und noch etwas zur Aufklärung. Ich habe schon häufiger die Frage gehört, ob Insuline wirklich (noch) aus Schweinebestandteilen hergestellt werden. Früher war das tatsächlich der Fall, es wurde Schweinepankreas (=Bauchspeicheldrüse) für die Gewinnung genutzt. Doch darauf verzichtet man heutzutage in der Herstellung. Stattdessen werden moderne Insuline aus Bakterien in biotechnologischen Verfahren produziert.

Fazit

Homöopathie hat für vegan lebende Menschen den Vorteil, dass sie frei von Tierversuchen ist. Ein Nachteil können versteckte tierische Bestandteile sein, die nicht explizit als solche deklariert sind. Also muss man auch – oder gerade bei – homöopathischen Mitteln als Veganer gut aufpassen. Wer auf direkte Tierversuche verzichten will, kann auch auf sogenannte Generika zurückgreifen, für die keine eigenen Tierversuche durchgeführt werden.

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Von Maximilian Wilke

Hier schreibt Maximilian Wilke, Gründer von whatsin und Apotheker. Und zwar über Gesundheitsthemen, Allergien, Unverträglichkeiten, den Apothekenalltag, über große und kleine Aufreger, Schönes und nicht so Schönes und vieles weiteres mehr...

7 Antworten auf „Ist Homöopathie vegan?“

Ich wusste nicht, dass so viele homöopathische Medikamente nicht vegan sind. Es gibt aber auch die Homöopathika ohne Tierprodukten, die aber dann Alkohol erhalten können. Danke für den Beitrag über Homöopathie!

Danke für die Erläuterung der Homöopathie. Meine Schwester versucht, Wege zu finden, wie sie ihre Gesundheit verbessern kann. Ich werde ihr sagen, dass sie ein Treffen mit einem Arzt erwägen sollte, um über homöopathische Arzneimittel und ihre Gesundheit zu sprechen.

Ich bin vor kurzem Veganer geworden und möchte mein Leben nach meinen Überzeugungen gestalten. Dies gilt auch für Medikamente, die ich möglicherweise einnehme. Vielen Dank für diesen Artikel zum Thema vegane Homöopathie. Ich hoffe, ich kann in Zürich eine geeignete Gesundheitspraxis finden, die mich nach meinen Überzeugungen behandeln kann.

Schöner wissenswerter Artikel. Hier lernt man offenbar wirklich was fürs Leben (in der Schule bleibt es dagegen eine Behauptung).

Tja aber schade, dass Impfen noch nicht vegan ist. Da heißt es wohl lieber erst mal vom Impfen Abstand nehmen. Wenn es gerade mal an die 1 Millionen Veganerinnen und Veganer gibt (und die Zahl schätz ich als stark aufgerundet ein), wird den 1 Millionen der ‚Herdenschutz‘ zu Gute kommen. In Deutschland leben rund 82 Millionen. Kann man sich vorstellen, dass dann die paar Veggis nicht weiter gesundheitlich zu Schaden kommen.
Ich hatte ehrlich gesagt auch nie größere Krankheiten. Höchstens als Kind, die Masern oder Pocken und Fieber, Husten, Schnupfen. Aber das war alles zu Zeiten, wo ich noch Tiere aß, seitdem höchstens mal eine laufende Nase im Winter. Allein die Mitesser aus der Pubertät stören mich, sind aber ein rein ästhetisches Problem.

Gruß
Maik

Interessant zu wissen, dass die Homöopathie auf den deutschen Arzt Samuel Hahnemann zurückgeht. Mein Neffe interessiert sich für die Homöopathie seit seinen Schuljahren. Er ist aber davon überrascht, dass sie in Deutschland gegründet worden ist.

Mein Mann bekommt momentan homöopathische Infusionen. Gut zu wissen, dass diese nicht vegan sind, da die Homöopathie oft tierische Ursprünge hat. Ich werde meinem Mann davon berichten, da ihn dies sicherlich interessieren wird.

…noch schlimmer für mich:
Einer meiner Lieblingstiere wird lebendig zu Glauboli verwurstet!!!
Vespa crapro Glauboli!
Wer kommt schon darauf, das es Hornissen-Glauboli gibt!
Pfui Hahnemann!!!

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